Ausstellung in der Galerie Rika Unger, Münster
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Der Riss als Ort der Wandlung

aus: Westfälischen Nachrichten (WN) vom 02.03.2012
Autor & Redaktion: Gerhard H. Kock

Die Liebe zu den Materialien, die Freude am Experimentieren und die "äußere Darstellung eines inneren Vorgangs" - dieser Dreiklang hat Rika Unger als Künstlerin angetrieben. Zum 100. Geburtstag in diesem Jahr stellen Stadtmuseum, St.-Joseph-Kirche und die Galerie Unger sämtliche Arbeiten einer originellen Werkgruppe der münsterischen Künstlerin vor: Monorisse.

Im Zentrum der Gestaltung steht "der Riss". Unger, die die Bombardierung Münsters
erlebt hat, nimmt ihn nicht nur als Gestaltungselement, sondern auch inhaltlich. In den 1970er Jahren brachen gesellschaftlich Bruchstellen auf. In dieser Zeit entwickelt Unger diese Grafiken. Grundmerkmal ist sorgsam gerissenes Scherenschnitt-Papier, denn bei diesem entsteht ein signifikanter weißer Rand. Die Monorisse tragen keine Titel, aber vier Leitmotive lassen sich ausmachen: "Lichtblick im Verhüllungsbereich", "Das Licht bricht sich Bahn", "Neue Horizonte brechen auf" und "Vom Ich zum Du", Letzteres bezieht sich auf den Religionsphilosophen Martin Buber.

Durch das Schichten, Verflechten und Aneinanderfügen der gerissenen Papiere ergibt sich Tiefe. Die weißen Reißkanten wirken dabei stellenweise wie Lichtakzente: tanzende Schaumkronen oder Spiegelungen des Mondes. Hinzu kommt die Farbe. Hier spielt Unger mit der Verhüllung des Farbspektrums durch Grau, wodurch hier und da Tiefe entsteht.

In einem räumlichen Anschluss an die Pietá ist in der Josephskirche eine Passionsfolge mit zwölf "Stationen" zu sehen. Sie beginnen mit den "Händen des Pilatus", der "Dornenkrone", "Karfreitag", "Niederfahrt zur Hölle", "Karsamstag" und setzen sich mit Motiven zur Verwandlung vom Tod zum Leben, der Auferstehung, fort. Hier wird die gesamte Ausrichtung von Rika Unger deutlich: eine Hinwendung zum Leben, eine Deutung des Lebens als Wandlungsprozess.

Unger (1917-2002) war Pfarrerstochter, studierte beim münsterischen Tierbildhauer Arnold Schlick, zog unter anderem vier Jahre mit einem Zirkus umher, begegnete dem berühmten Clown Grock. Viele ihrer Skulpturen sind in Münster zu sehen wie das Portrait des Freiherr vom Stein im Stein-Gymnasium oder eine Büste Martin Luthers im Martin-Luther-Haus.

Die Ausstellung im Stadtmuseum (Salzstraße), in der St.-Joseph-Kirche (Hammer Straße) und der Galerie Rika Unger, St.-Josefs-Kirchplatz 18 (Tel. 79 17 50), dauert bis zum 23. April 2017. Am 21. April um 16 Uhr liest Dr. Gabriele Bieling aus Briefen Rika Ungers. | www.rika-unger.de

Mehr Bilder zum Thema in den Fotogalerien auf www.wn.de

Zitat aus Westfälische Nachrichten vom Freitag 02.03.2017
Text, Fotos, Redaktion u. Zitaterlaubnis: Gerhard H. Kock

02.03.2017 WN Münster - Kultur

Westfälische Nachrichten (WN) Münster

  

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